WARUM HABE ICH DIESES BUCH GESCHRIEBEN?

Schreiben war in der Schule meine Achillesferse. Egal in welcher Sprache. Mit der Grammatik oder der Rechtschreibung hatte ich keine Probleme, aber die Lehrereinen in Deutsch, Polnisch, Englisch, Russisch, Französisch haben meinen Stil immer bedauert. Schon als Kind habe ich Bücher verschlungen, aber das, was die Lehrerinnen von mir verlangt haben habe ich immer für „Gesülze“ gehalten. Mich hat nur interessiert, meine Gedanken möglichst präzise zu Papier zu bringen. Während des Ingenieurstudiums, während der Doktorarbeit als auch bei hunderten Veröffentlichungen in Fachzeitschriften oder Fachbüchern war mein Stil sehr hilfreich, obwohl er bei den Lehrerinnen so verpönt war. Für das Buch habe ich die Form eines Tagebuches gewählt, um meinen „Stil“ am einfachsten verbergen zu können.

Jedes Jahr versuche ich etwas Neues, um das alternde Hirn zur Arbeit und zur Anpassung an neue Herausforderungen zu zwingen. Reiten, Scharfschützenlehrgang, Gipfelbesteigung im Grenzgebiet zwischen Mongolei/Kasachstan/China/Sibirien, Wracktauchen im offenen Meer, Wanderungen in menschenleeren Gebieten des Polarkreises oder des afrikanischen Busches, der Bau eines Flugzeuges sind nur Beispiele. Ich liebe es, mich aus der Komfortzone zu bewegen und freue mich besonders, wenn ich die Fassung bewahre, in nicht immer einfachen Situationen, während andere bereits in Panik sind.

Schon lange wollte ich ein Buch schreiben. Das „Gerüst“ eines Thrillers habe ich schon seit fünfzehn Jahren auf meinem Rechner. Aber anscheinend hat mich die Idee nicht so fasziniert, dass ich die Arbeit an ihr über meine anderen Interessen gestellt hätte.

Die Geschehnisse der letzten zwei Jahre haben mich sehr bewegt und vermutlich ist es vor allem der Tatsache geschuldet, dass ich keinen meiner Freunde besuchen konnte, warum das Buch entstanden ist. Ich musste jemandem von meinen Erlebnissen, Gefühlen und Empfindungen erzählen. Diesmal ist der Zuhörer ein Tagebuch und der eine oder andere Leser. Das Buch beruht ausschließlich auf meinen eigenen Erlebnissen und Erzählungen von Personen die ich persönlich angehört habe. Alle Erlebnisse der Hauptfigur habe ich sehr genau und wahrheitsgetreu dargestellt, auch wenn mir bewusst ist, dass mancher Leser es anzweifeln wird, wie mancher meiner Lektoren oder Rezensenten. Natürlich habe ich manche Orte und Namen geändert.

Die Hauptfigur besitzt Wesenszüge des Autors, ich bemühte mich um eine genaue Darstellung, gleichzeitig hoffe ich, dass ich sie nicht zu schön und nicht zu einseitig gezeichnet habe.

Ich hatte ein sehr interessantes Leben und habe mich immer bemüht, es nicht „zwischen den Fingern verrinnen zu lassen“. Ich hatte viele interessante Erlebnisse die den Leser nicht langweilen.

Für mich als Leser, ist bei einem Buch am wichtigsten, dass es nicht langweilig ist. Wenn mich ein Buch selbst nach einem Drittel nicht fesselt, lege ich es schlicht weg. Das zweitwichtigste ist für mich, dass ich die Entscheidungen der Protagonisten nachvollziehen kann oder dass mir deren Entscheidungen helfen, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Das perfekte Buch erfüllt die beiden vorgenannten Bedingungen und gleichzeitig regt es mich dazu an, die eigene Weltsicht zu überdenken, etwas Neues auszuprobieren und über den eigenen „Tellerrand“ zu blicken. Es muss nicht zwingend eine so drastische Erfahrung sein, wie die Produktion von Nitroglyzerin, die mir im Alter von dreizehn Jahren im heimischen Keller gelungen ist, nachdem ich einen Roman von Jules Verne gelesen habe.  Ich bin dankbar, dass meine Tochter niemals solche Ideen hatte.

Leider schreibe ich unter dem Namen meines Urgroßvaters, den ich persönlich kennenlernen durfte. Ich bin darüber nicht glücklich, ich habe aber Gründe, die mit meinen Nächsten zusammenhängen. Nachdem dies mein erster Ausflug in die Belletristik nach meinem Abitur ist, befürchte ich, dass ich erneut die „Büchse der Pandora“ geöffnet habe und dass die Leser und Kritiker mich ähnlich zerreißen werden wie früher meine Lehrerinnen. Aber was hat ein Mann in meinem Alter schon zu verlieren? Außer Selbstachtung wohl nichts. Außerdem bin ich der Ansicht, dass es keine Schande ist eine „aufs Maul“ zu kriegen. Es ist aber eine Schande, vor dem Kampf den Schwanz einzuziehen.

Dr Anton Lihs